MANNHEIM – PFORZHEIM – MANNHEIM
Bertha Benz erzählt:
Ich bin aus Pforzheim und meine Mutter war eine begeisterte Anhängerin von unserem Wagen. Als unsere Söhne Richard und Eugen in den Sommerferien 1888 ankamen, sie wollten mit dem Wagen eine Reise machen, dachte ich, das würde meiner Mutter eine große Freude bereiten, wenn wir sie besuchen.
Aber Carl hätte das nie erlaubt. Und so haben die beiden 13- und 15jährigen Buben und ich eine richtige Verschwörung angezettelt: Früh am Morgen sind wir losgefahren, sodaß wir schon stundenweit waren bis der Papa aufwachte. Ligroin, so nannte man damals das Benzin, hatten wir als Reserve dabei. In Wiesloch mußten wir etwas nachtanken. Das Ligroin besorgten wir uns in der Apotheke.
Ab da gab es Schwierigkeiten, denn wir hatten für die Steigungen keinen kleinen Gang. Da haben Richard und ich öfter schieben müssen. Und bergab hatte ich Angst, da wir nur sehr einfache Bremsen hatten. Unterwegs hatten wir ausgiebig Rast gemacht, denn ich wollte so schmutzig wie wir geworden waren nicht bei Helligkeit in Pforzheim ankommen.
Zwei schlimme Pannen hat es auf der Fahrt gegeben: Das eine Mal war die Benzinleitung verstopft – da hat meine Hutnadel geholfen. Das andere Mal war die Zündung entzwei. Das habe ich mit meinem Strumpfband repariert. So habe ich als erste gezeigt, daß dem „Papa“ sein Automobil auch für weite Strecken gut ist. Und auf meinem Vorschlag hat er dann noch einen dritten Gang eingebaut für die Bergfahrten. Und den haben heute alle Autos auf der Welt – da bin ich sehr stolz darauf!
„Und als wir dann ankamen, da war meine Mutter verreist. Da haben wir dann erst mal ein Telegramm an Papa geschickt, daß wir in Pforzheim waren.“
Ganz Pforzheim war Kopf gestanden und alle Verwandten wollten mal fahren. Da hat der Eugen einen Fahrdienst eingerichtet, daß jeder in den drei Tagen, die wir da blieben, mal dran kam. „Benzine“ haben die Leute unseren Wagen damals genannt. Die Bauern sagten „Hexenkarren“ dazu und bewarfen uns mit Steinen oder schlugen mit Peitschen nach uns wenn wir übers Land fuhren. Wie oft ist der Richard unterwegs abgestiegen wenn uns ein Pferdefuhrwerk entgegenkam und hat den Motor abgestellt und geholfen , das scheue Tier am Auto vorbeizuführen. Und was haben wir für aufgeschreckte Hunde und Hühner bezahlen müssen…
Am Ende waren wir aber froh, daß wir wieder wohlbehalten in Mannheim angekommen sind.